Vortragsreihe:
Heute von Gott reden
Rudolf Lughofer
Heute von Gott reden, Teil III: Gottes Botschaft in einer säkularisierten Welt B. Glaubwürdig von Gott reden 2 I. Anstöße von Albert Schweitzer 2 1. Die grundlegenden Erfahrungen von Albert Schweitzer 2 2. Weiterführende Gedanken zu Albert Schweitzer 3 c. Gott und die Götter unserer Zeit4 d. Gott begegnet in der Geschichte 4 II. Anstöße von Dietrich Bonhoeffer 5 1. Der Theologe Dietrich Bonhoeffer 5 a. Religionsloses Christentum 6 b. Gott will in der Mitte des Lebens gehört werden 7 c. Müssen wir nicht auch heute von Sünde und Erlösung und Versöhnung mit Gott sprechen? 7 1. Der befreiende Kern unseres Glaubens 8 a. Das Ja Gottes gegen das Nein stellen 8 b. Die Freiheit eines Christenmenschen heute 8 2. Unsere säkulare Welt bejahen 8 a. Uns für die Menschen einsetzen 8 II. Gott in einer Welt ohne Gott9 1. Wir müssen in neuer Weise von den Erfahrungen mit Gott erzählen 9 a. Menschen, die ohne Gott aufgewachsen sind, von Gott erzählen 9 b. Existentielle Auslegung der Bibel9 c. Gott in der Welt, nicht jenseits der Welt10 d. Darf, soll ich nicht einfach naiv glauben? 10 2. Gedanken von Frau Gunda Schneider-Flume 11 a. Die konkrete Geschichte Gottes erzählen 11 b. Die Bewegung der Barmherzigkeit11 c. Die verschiedenen Dimensionen des Lebens miteinander ins Gespräch bringen.12 III. Die Wirklichkeit Gottes 12 1. Elia: Gottesoffenbarung am Horeb 12 2. Gottes Wirklichkeit denken 13 A. Vorwort
Aus dem Gespräch nach dem letzten Vortrag habe ich drei Fragen mitgenommen: 1. Schaffen wir uns nicht unseren Gott nach unseren Bedürfnissen? 2. Welche Rolle kann es für uns heute spielen, wenn es in der Bibel heißt, dass wir in Sünde gefangen sind und erlöst werden müssen? 3. Darf ich nicht ganz naiv die Bibel lesen und mich davon einfach ansprechen lassen? Ich habe diese Fragen in dem Vortrag aufgenommen. Sie gehören ja mit zu unserem Thema heute: „Wie können wir in unserer Zeit von Gott reden?“ Um einen Ansatzpunkt zu finden, habe ich mich nach glaubwürdigen Personen umgeschaut, die sich von der Liebe Gottes haben ansprechen lassen und dabei in großer Freiheit leben konnten? Das sind für mich u. a. Albert Schweitzer und Dietrich Bonhoeffer. Ich möchte von ihnen ein paar Gedanken aufnehmen und jeweils eigene Erfahrungen anschließen und dann Gedanken der Theologieprofessorin Frau Gunda Schneider-Flume nennen. Sie hat auf dem Hintergrund ihrer Erfahrungen auf dem Gebiet der ehemaligen DDR gefragt: Wie können Menschen, denen das Wort »Gott« nichts sagt, einen Zugang dazu finden? B. Glaubwürdig von Gott reden
I. Anstöße von Albert Schweitzer
1. Die grundlegenden Erfahrungen von Albert Schweitzer
In seinem Denken hat Albert Schweitzer an den Zielen der Aufklärung festgehalten: Wir müssen mit unserem Verstand nach dem tiefsten Grund unseres Seins fragen. Schon als junger Mensch war er davon (Zitat:) „überzeugt, dass der Mensch durch das Denken zum ethischen Verhalten und zur Frömmigkeit geführt wird, weil ich solches an mir selbst erlebt habe.“[3] Bis zum ersten Weltkrieg hatten viele die Vorstellung, dass es eine vorgegebene ideelle oder materielle Aufwärtsentwicklung gibt. Ausgangspunkt der Überlegungen Schweitzers dagegen ist, dass die Welt unerklärlich, geheimnisvoll und voller Leid ist. Die Menschen müssen mit der Erkenntnis konfrontiert werden, dass die Welt und das Leben auf ihr sehr widersprüchlich sind. Die Welt bleibt eine rätselhafte Erscheinung. Man kann aus ihr keinen Sinn und keine ethischen Ziele ableiten. Um nun in dieser Welt ein tragendes Fundament zu finden, müssen wir zum tiefsten Kern des Lebens vordringen. DenSinn des Ganzen kann man aber nicht durch Denken allein erfassen; das ist nur in einem mystischen Erlebnis möglich. Albert Schweitzer beschreibt, wie er Ende des Sommers 1915 den Ogowefluß auf einem alten Dampfer 200 km bergauf fahren musste, um zu der erkrankten Frau eines Missionars zu gelangen. Während er auf dem Boot versuchte über eine neue Kultur nachzudenken und Seite um Seite beschrieb, spürte er, wie er doch kaum einen vernünftigen Satz zusammen brachte, weil Müdigkeit und Ratlosigkeit sein Denken lähmten. (Zitat:) „Am Abend des dritten Tages, als wir uns beim Sonnenuntergang in der Nähe des Dorfes Igendja befanden, mussten wir (an) einer Insel in dem über einen Kilometer breiten Fluss entlangfahren. Auf einer Sandbank, zur linken, wanderten vier Nilpferde mit ihren Jungen in derselben Richtung wie wir. Da kam ich, in meiner großen Müdigkeit und Verzagtheit plötzlich auf das Wort »Ehrfurcht vor dem Leben«“[4] Dabei wird ihm klar (Zitat): „Die Ethik von der Ehrfurcht vor dem Leben ist nichts anderes als das Gebot der Liebe Jesu vom Wege des Denkens aus erreicht; Religion und Denken begegnen sich in der Mystik ...“, in der wir uns mit Gott in Liebe verbunden erleben.[5] 2. Weiterführende Gedanken zu Albert Schweitzer
Albert Schweitzer hat sich selbst als Philosoph verstanden, dessen Gedanken und Entscheidungen von allen Menschen nachvollzogen werden könnten. Aber dieses Denken und diese seine Erfahrung sind nicht auf einem leeren Feld entstanden. Sein Hintergrund ist ein lebendiges Christentum. Das hat seine Fragen als junger Mensch geprägt und das war für ihn weiter wichtig. Dabei hat er sich kritisch mit der Jesusdeutung seiner Zeit auseinandergesetzt, die aus Jesus einen guten Menschen gemacht hat, der uns als Vorbild dienen kann. Er hat gesehen: Das entspricht nicht dem biblischen Befund. In den Evangelien ist Jesu von der unmittelbaren Erwartung auf das kommende Reich bestimmt. Das war allerdings - so die Ansicht von Albert Schweitzer - nicht auf die heutige Zeit übertragbar. Ich möchte ein paar Punkte aus meiner Sicht unterstreichen, die mir bei Albert Schweitzer wichtig sind: a. Loben und flehen
In einer Konfirmandengruppe haben die damals 13jährigen im Blick auf das Erntedankfest aufgeschrieben: „Uns geht es gut – wir wollen, dass es anderen auch gut geht.“ Sie kamen aus behüteten Familien, und es war ihnen wie Albert Schweitzer bewusst, welch schöne Kindheit und Jugend sie hatten. Zugleich nahmen sie aber auch wahr, dass es viele Menschen nicht gut geht. Und sie fühlten sich wie Albert Schweitzer mit diesen Menschen einfach verbunden. Viele aus dieser Gruppe haben sich dann in der Jugendarbeit engagiert. Sie haben sich dagegen gewehrt, über die vielen Probleme nur zu klagen. Sie haben darauf vertraut, dass alle Menschen leben sollen, und sie haben sich dafür eingesetzt. Ich meine, es ist eine Gnade, wenn es gelingt, das Leben als Reichtum zu erleben und für die Schönheit aber auch für die Sorgen der Mitmenschen offen zu sein.[6] Dann können wir aktiv und kreativ sein, ohne Druck zu verbreiten. Dann werden wir auch akzeptieren, dass unser Spielraum begrenzt ist, enger wird, dass das Leben ein Ende hat. „Meine Zeit steht in deinen Händen.“[7], heißt es im 31. Psalm. Für mich steht die tiefe Erfahrung dahinter, dass mich angesichts einer lebensbedrohenden Krankheit ein Gefühl der Dankbarkeit getragen hat und ich eine tiefe Gelassenheit erlebt habe. Das drückt für mich der Psalm mit dem Satz aus: „Du stellst meine Füße auf weiten Raum.“[8] „Lobe den Herrn meine Seele und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat.“[9] Da kann man einfach aus dem Herzen einstimmen. Die kritische Frage, ob es denn einen Gott gibt, der das hört, und ob es dieser Gott braucht, dass ich Lob und Dank abstatte, geht daran vorbei. Gott loben heißt doch, dass wir das Ja zu uns und unserer Welt, dass wir die Liebe aufnehmen und darauf antworten. Da nehmen wir in unserem Leben eine tiefere Ebene wahr, es bekommt eine Dimension, die es heraushebt, ihm Würde gibt und uns mit anderen verbindet. Das gibt uns einen Bezugspunkt jenseits von uns. Wenn wir gemeinsam danken, sind wir unter diesem Dach verbunden. Man muss die Freude aussprechen, an den Himmel werfen, wie es in einem Gebet heißt[10], um sie bewusst zu erleben und sie in unserem Leben zu verankern. Da ist Gott Gegenüber unseres Lebens. Zu den Lobpsalmen gehören die Klagepsalmen: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ Dieser Satz aus dem 22. Psalm ist ein Hilferuf in tiefster Verzweiflung. Auch hier geht es nicht um die abstrakte Frage, ob es Gott gibt oder nicht, sondern um ein Aufbäumen gegen die Leere, den sinnlosen Schmerz. Wir müssen doch in unserer Welt auch so schreien. Wir dürfen uns doch nicht damit abfinden, dass Menschen kaputt gemacht werden, dass wir unsere Erde zerstören, dass Menschen einsam sind. Von Gott verlassen sein heißt, keine Mitte mehr haben, ausgeliefert sein. In dem Ruf nach Gott – dieser Psalm ist ein Gebet, in dem der Beter mit Gott ringt – geht es um unsere Existenz. So brauchen wir heute das Gebet, das Ringen mit Gott um Segen mitten in unserer Welt. Es gibt die Erfahrung, dass sich die Erstarrung löst, dass der Horizont wieder weit wird. Der weltbekannte Klarinettist Giora Feidman hat auf dem Kirchentag in Köln 2007 davon erzählt, dass er in Israel zusammen mit palästinensischen Musikern auftritt, mit Juden, Christen und Muslimen musiziert. Immer wieder hat er sich für die Aussöhnung zwischen Juden und Deutschen und Juden und Palästinensern eingesetzt.[11] Oder: Der Dirigent Daniel Barenboim[12] hat mit Juden, Christen und muslimischen Palästinensern ein Orchester aufgebaut. Es gibt eine Alternative. Wir müssen nicht hassen, wir müssen nicht die Augen schließen, sondern können gerade auch angesichts von Gewalt wieder aufbrechen, wieder lieben. b. Gott in der Tiefe
Bei Albert Schweitzer muss ich an die Geschichte von dem barmherzigen Samariter[13] denken. Der hilft einfach, weil er sieht, dass der andere Mensch Hilfe braucht. So, hat Jesus gesagt, kann man „das ewige Leben ererben“. Da geht es um uns und den anderen Menschen jetzt mitten in unserer Welt und nicht darum, dass wir uns einen Platz in einem jenseitigen Himmelreich verdienen wollen. Da ist Gott nicht fern über uns oder gar jenseits der Welt, sondern ein tiefer Grund, aus dem wir einfach leben wollen und der die Menschen miteinander verbindet. Der Religionsphilosoph Paul Tillich[14] hat gesagt: Wenn uns das Wort »Gott«nichts mehr sage, könnten wir auch von der Tiefe in unserem Leben sprechen, von dem, was uns unbedingt angeht. Albert Schweitzer hat diesen Grund mit »Ehrfurcht vor dem Leben« beschrieben und bewusst von einer mystischen Erfahrung gesprochen. Das war wie ein Schlüssel zu einer neuen Sicht des Lebens. c. Gott und die Götter unserer Zeit
Nun war das nicht irgendein Gott. Albert Schweitzer hat den Irrsinn des 1. Weltkrieges miterlebt, hat gesehen, wie da das idealistische Welt- und Menschenbild zusammengebrochen ist. 1918 war das Buch von Oswald Spengler »Der Untergang des Abendlandes« erschienen: Das Abendland, sagt er, hat abgewirtschaftet. Diese Kultur wird wie viele andere untergehen – was soll es. Albert Schweitzer hat sich gegen diesen Zynismus gestellt und dagegen, dass man die Werte der Aufklärung wegwischen wollte. Er hat das damals aufkommende nationalistische Gehabe scharf verurteilt. Mit seiner Ethik der Ehrfurcht vor dem Leben ist er gegen die Götter und gegen die Religion seiner Zeit angetreten. Wenn wir von Gott sprechen, dann geht es um uns und unsere Zeit: Woran hängen wir unser Herz?[15] Dann müssen wir uns immer wieder von den Göttern unserer Zeit absetzen. Auch heute gibt es zu Glaubenssätzen hochstilisierten Aussagen und Ansprüche. Diese müssen wir in Frage stellen. Wir müssen gegen eine blinde Wachstumsideologie, gegen die Gier nach Geld und Lebenserfüllung Stellung beziehen. Es ist nötig, dass wir uns miteinander – Christen und Nichtchristen – darauf besinnen, was uns trägt. d. Gott begegnet in der Geschichte
Mir scheint es allerdings wichtig zu sein, nicht nur von Gott über uns oder von Gott in der Tiefe zu sprechen, sondern auch von dem Gott, der uns in der Geschichte begegnet. Davon spricht die Bibel. Aber wenn in der Geschichte Erfahrungen mit Gott gemacht werden und die Botschaft Gottes wahrgenommen wird – machen sich dann nicht die Menschen ihren Gott selbst nach ihren Bedürfnissen zurecht? Muslime halten daran fest, dass Gott Mohammed wörtlich seine Botschaft eingegeben hat. Manche sprechen davon, dass es einen Ur-Koran gibt, der vor allen Zeiten bei Gott fertig vorlag. Die Bibel erzählt dagegen, wie in einer über tausend Jahre reichenden Periode Abraham, Mose, die Propheten – jeweils in einer bestimmten Situation – gemerkt haben: „Hier spricht mich Gott an. Eine Erfahrung verbindet sich mit einer Botschaft, mit einem Segenswort, dass ein Bund geschlossen wird, mit einer Verheißung oder Drohung. Und man merkt: Das gilt einfach für mich und unser Volk. Das ist der unbedingte Grund, auf dem wir unser Leben gründen, der uns leitet und trägt. Dabei ist der Mensch mit in die Botschaft eingeflochten; er muss sie in sein Leben übernehmen. Was weiter getragen wurde, das hat sich erst über Jahrhunderte gefestigt und wurde auch in neuer Situation neu ausgesagt. Die Menschen haben in ihrer Geschichte einen Zuspruch, eine Frage, eine Aufforderung gehört. Ob das in ihnen war oder von außen – sie mussten sich einem Gegenüber stellen. Das wurde als Gottes Offenbarung weitergegeben. Jede Generation, jeder Mensch konnte sich davon neu ansprechen und mitnehmen lassen, konnte das aber auch ausschlagen. Es war und ist nicht so, dass sich Menschen einfach hingesetzt und sich ihren Gott ausgedacht haben. Die Botschaft von Gott wurde ihnen überliefert. Sie haben darin die für sie absoluten Werte übernommen, Unantastbarkeit des Lebens, Ehrlichkeit, solidarisches Handeln. Sie haben sich Segen zusprechen lassen und Segen weiter getragen. Sie haben sich in Frage stellen lassen: „Wo ist dein Bruder Abel?“ Es war wichtig, dass die grundlegenden Regeln der Gemeinschaft als göttliche Gebote über die Verfügbarkeit der einzelnen Menschen gestellt wurden. Für die Christen war die Begegnung mit Jesus und das Bekenntnis, dass uns in seinem Weg zum Kreuz Gott ganz neu und anders begegnet, die entscheidende Erfahrung. Sie haben sich da in die Bewegung der Gnade und der Liebe hineinnehmen lassen. Aber die Geschichte ist nicht eindeutig. Ist nun das, was wir in der Bibel lesen Menschenwort oder Gottes Wort? So war die Botschaft von Propheten sehr umstritten. Man hat gegen ihre Kritik andere Propheten aufgeboten, die dem König und dem Volk gesagt haben: „Weiter so; es ist alles in Ordnung. Gott ist auf eurer Seite.“ Wir kennen das auch heute. Die Frage, wer recht hat, lässt sich nicht objektiv beantworten. Es kommt darauf an, was wir als Gottes Wort hören und in unser Leben aufnehmen. Der in der Tradition übermittelte Gott spricht uns von außen an; er muss aber immer wieder in unser Leben übernommen werden. Dabei müssen wir in den vielen Worten der Bibel und in den Bekenntnissen der Kirche immer wieder fragen: Was ist das Wort Gottes für uns? – Das Wort Gottes, das unser Gegenüber sein kann und uns im Prozess des Lebens begleiten soll. Wir wissen, dass dabei bewusst oder unbewusst eigene Gottesbilder und bestimmte Interessen einfließen. Man hat Gott immer wieder benutzt. Deshalb müssen wir immer wieder einen Schritt zurücktreten und auch einen Maßstab an unseren Glauben legen. Aber das muss man auch, wenn man nicht an Gott glaubt. Jeder muss sich immer wieder fragen: Ist meine Einstellung, mein Engagement, mein Lebensentwurf befreiend, human, ehrlich? Worauf vertraue und hoffe ich, was glaube ich? Das heißt: Unser Glaube sagt uns, was wichtig ist. Und wir müssen umgekehrt an Hand dessen, was uns wichtig ist, immer wieder unseren Glauben überprüfen. II. Anstöße von Dietrich Bonhoeffer
1. Der Theologe Dietrich Bonhoeffer
Wir werden uns an dem letzten Abend noch ausführlich mit Dietrich Bonhoeffer (1906-1945) beschäftigen. Ich möchte hier zwei Gedanken vorweg herausgreifen. a. Religionsloses Christentum[16]
Zum Jahresende 1944 hat Dietrich Bonhoeffer aus dem Gefängnis seiner Verlobten das Lied mit dem Vers geschickt: Bonhoeffers Antwort auf die Säkularisierung war auf der einen Seite eine seinem pietistischen Umfeld entsprechende persönliche Disziplin, die er in einer Gemeinschaft mit anderen gelebt hat. An den Wochenenden zog Bonhoeffer zum Meditieren und Diskutieren mit seinen Studenten häufig in eine märkische Jugendherberge und kaufte 1932 eigens dafür eine Hütte am Rand Berlins.[18] Darin hat er diese Geborgenheit und Freiheit gefunden. Auf der anderen Seite wollte er das Evangelium in einer Welt verkünden, die durch die Aufklärung mündig geworden war, eine Welt, die Gott einfach nicht mehr als Lückenbüßer und auch nicht für die Bewältigung der Lebensprobleme brauchte.[19] Seine Frage war: Wie kann der autonom gewordene Mensch intellektuell redlich im christlichen Glauben leben? (Zitat:) „Was mich unablässig bewegt, ist die Frage, was das Christentum oder auch wer Christus heute für uns eigentlich ist.“[20] Bonhoeffer hat ein religionsloses Christentum gefordert. Was war damit gemeint? Das richtete sich gegen die Annahme der vergangenen Jahrhunderte, dass der Mensch von sich aus einen transzendenten Gott und eine absolute Wahrheit erkennen könne – aus in der Betrachtung der Welt, in einem ethischen Ansatz oder in dem Gefühl einer letztlichen Abhängigkeit[21]. Religion, so Bonhoeffer, ist der Versuch des Menschen sich mit einem metaphysischen Überbau der Welt zu entziehen. Konkret fassbar aber ist Gott nicht in irgendeiner Spekulation oder in einem theologischen System, sondern nur in Jesus Christus.[22] Wenn wir auf Jesus Christus blicken, dann finden wir Gott nicht in einem Jenseits, sondern Gott begegnet mitten in der Welt. Gott ist in Jesus Christus Mensch geworden. Wenn wir uns von Jesus mit in das Leiden nehmen lassen, dann können wir davon frei werden, dass wir uns mit aller Religion doch nur um uns selbst drehen. Nur so werden wir Gott erkennen. Jesus Christus, sein Weg zum Kreuz, das Bekenntnis, dass uns gerade da Gott begegnet – das stellt alle hohen und absoluten Gottesbilder in Frage. Wenn wir ihm nachfolgen, dann folgen wir dem Gott nach, dessen Stärke darin liegt, dass er sich mit den Schwachen solidarisiert. Bonhoeffer sieht also: In den Religionen machen sich die Menschen Gott immer wieder nach ihren Bedürfnissen zurecht. Dem stellt er den Glauben an Jesus Christus, das Vertrauen auf ihn und die Nachfolge Jesu Christi gegenüber. In Jesus Christus begegnet Gott, wie er an der Welt leidet. Und damit sind die Menschen aufgefordert, auch das Leiden in der Welt wahrzunehmen und daran Anteil zu nehmen. Er hat das als in einem Gedicht so ausgedrückt[23]: Menschen gehen zu Gott in ihrer Not, flehen um Hilfe, bitten um Glück und Brot, um Errettung aus Krankheit, Schuld und Tod. So tun sie alle, Christen und Heiden. Menschen gehen zu Gott in Seiner Not, finden ihn arm, geschmäht, ohne Obdach und Brot, und sehn ihn verschlungen von Sünde, Schwachheit und Tod. Christen stehen bei Gott in Seinen Leiden. Gott geht zu allen Menschen in ihrer Not, sättigt den Leib und die Seele mit Seinem Brot, stirbt für Christen und Heiden den Kreuzestod, vergibt ihnen beiden. b. Gott will in der Mitte des Lebens gehört werden
Bonhoeffer hat eine religiöse Sprache kritisiert, die Menschen Schwäche und Versagen einreden will und ihnen die Begrenztheit ihrer Erkenntnis vor Augen stellt, um so ängstlich Raum für Gott auszusparen. Er schreibt: „… ich möchte von Gott nicht an den Grenzen, sondern in der Mitte, nicht in den Schwächen, sondern in der Kraft, nicht also bei Tod und Schuld, sondern im Leben und im Guten des Menschen sprechen. An den Grenzen scheint es mir besser, zu schweigen und das Unlösbare ungelöst zu lassen. Der Auferstehungsglaube istnicht die »Lösung« des Todesproblems. Das »Jenseits« Gottes ist nicht das Jenseits unseres Erkenntnisvermögens! …. Gott ist mitten in unserem Leben jenseitig.“[24] Leiden und Tod lösen sich nicht in einer weisen und notwendigen Fügung Gottes auf, sondern behalten ihre harte, oft widersinnige und verzweifeln machende Wirklichkeit. Im Tod Jesu zeigt sich jedoch, dass Menschen dort eine andere Wirklichkeit begegnet, die Wirklichkeit Gottes, die Wirklichkeit der Liebe. Diese konkrete Erfahrung der Menschen bei Jesus Christus und die Erfahrung der Solidarität mit anderen geben uns Freiheit – die Freiheit, das Leben zu lieben und den Tod anzunehmen. Das war für ihn eine existentielle Erfahrung in den Jahren im Gefängnis. Bonhoeffer geht es darum, dass wir diesseitig leben. „Und diesseitig bedeutet, dass wir darauf verzichten, aus uns selbst etwas zu machen – sei es einen Heiligen oder einen bekehrten Sünder oder einen Kirchenmann (eine so genannte priesterliche Gestalt), einen Gerechten oder einen Ungerechten, einen Kranken oder Gesunden. Wir sollen in der Fülle der Aufgaben, Fragen, Erfolge und Misserfolge, Erfahrungen und Ratlosigkeiten leben. Wenn man sich dann Gott ganz in die Arme wirft, dann nimmt man nicht mehr die eigenen Leiden, sondern das Leiden Gottes in der Welt ernst … so wird man ein Mensch, ein Christ.“[25] c. Müssen wir nicht auch heute von Sünde und Erlösung und Versöhnung mit Gott sprechen?
Ich wiederhole: Bonhoeffer unterscheidet zwischen Religion und Glaube. Glauben heißt, von sich weg auf Jesus Christus blicken. Dann erkennen wir, wie uns Gott bei den leidenden Menschen begegnet. Dann erleben wir aber auch eine Liebe, die die Wirklichkeit verändert. Dabei geht es nicht zuerst um uns, auch nicht um unsere Schuld und unser Unvermögen. Wir sind als frohe und starke Menschen mitten im Leben gefragt. Gottesdienst heißt, von dem anderen Menschen aus zu denken, bei ihm zu bleiben. Von daher fragt er sehr kritisch: Was ist in der Kirche alles so wichtig? Wir müssen aus dem Kreisen um uns heraus kommen, auch daraus, dass es uns um unser Seelenheil geht. Bonhoeffer lehnt es ab, den Menschen ein Sündenbewusstsein einzureden und dann Jesus Christus als die Erlösung anzubieten. Es gibt die Sünde – damals im 3. Reich – und es gibt sie auch heute. Sünde heißt, dass wir unseren Mittelpunkt verloren haben, uns um uns selbst drehen, dass wir uns nicht mit anderen Menschen und mit unserer Welt verbunden wissen. Wir verstecken uns hinter Sachzwängen, lassen Alternativen gar nicht mehr zu. Oder wir übertragen das Böse auf andere, weil wir nicht mit dem Bösen in uns leben können und weil wir dem anderen nicht gerecht werden wollen. Erlösung kann dann nicht heißen, dass wir da einfach herausgenommen werden. Erlösung – da geht es darum, dass wir uns selbst, den anderen Menschen und unsere Welt annehmen dürfen. Es geht um die Kraft und das Vertrauen, dass wir in unserer zerrissenen Welt und in unserem Leben einen neuen Ansatz zu finden, die Kraft auch, Widerstand zu leisten. d. Gottesdienst heute
Bonhoeffer möchte nicht Gottesdienste, Gebete, Liturgie, die Kirche abschaffen. Aber er hat die Frage gestellt: Was kann dazu dienen, Gott hier unter uns zu finden und wo versperrt es den Weg? Es ist wesentlich, dass wir unterscheiden, was das Eigentliche ist und was nicht. Die Arbeit in der Kirche und der Gemeinde kann gute Möglichkeiten bieten. Pause
C. Heute an Gott glauben
I. Der Ansatz heute
1. Der befreiende Kern unseres Glaubens
a. Das Ja Gottes gegen das Nein stellen
Wir dürfen uns von der Liebe Gottes ansprechen und mitnehmen lassen. „Gott ist Liebe“, heißt es im 1. Johannesbrief, „und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm.“ Wir können kreativ, überlegt und beharrlich Liebe umsetzen. Es gibt ein Ja zum Menschen und zu der Welt, das wir aus der langen Geschichte mit Gott zu uns herüber klingen hören, das wir vielleicht auch in einer Herde Nilpferde wahrnehmen können. Dieses Ja nimmt uns nicht aus unserem Leben und unserer Welt heraus. Es kann aber bedeuten, in unserem Leben und in unserer Welt den Spielraum der Liebe zu entdecken und miteinander darin neue Erfahrungen zu machen und beieinander ausharren und auch in schweren Zeiten menschlich bleiben. Wir können das Ja Gottes gegen die Zerstörung in unserer Welt stellen. b. Die Freiheit eines Christenmenschen heute
Wenn dieser Gott unser Bezugspunkt ist, dann gibt uns das eine innere Freiheit und eine Unabhängigkeit gegenüber allem, was den Menschen heute verformt. Das gibt die Kraft, standzuhalten, glaubwürdig zu leben und ehrlich nach dem Menschen zu fragen. Wir werden immer wieder scheitern, immer wieder an Grenzen stoßen. Gerade deshalb müssen wir immer wieder auf diesen Gott hören. Es geht nicht um den »lieben Gott«, sondern um die Botschaft von einer Liebe, die am Kreuz Raum schafft; das müssen wir weitergeben. Dabei ist die Liebe, das Ja zu uns und zu unsrer Welt, nicht in einem fertigen Glaubenssatz zu haben und nicht in einer vor 2000 Jahren geschehenen Erlösung. So wichtig es ist auf Jesus Christus zurück zu blicken, die Erlösung muss jetzt stattfinden – in einem Prozess, in einer Bewegung, in die wir und andere neben uns hineingenommen werden. Wir dürfen uns beschenken lassen und darauf antworten. Wir können um diese Liebe ringen, sie in unserem Leben und in unserer Welt entdecken. Wir sollen uns in dieser Liebe einsetzen, ihr Raum schaffen. Das ist keine Theorie über den Sinn des Lebens. Wir müssen nicht über den Sinn grübeln, wenn wir wie Abraham mit dem Segen aufbrechen und ihn weitertragen; darin liegt die Verheißung. 2. Unsere säkulare Welt bejahen
a. Uns für die Menschen einsetzen
Wenn wir Glaube so verstehen, dann müssen wir die Religion aus der Nische privater Erbauung holen. Wir sollen unsere säkulare Welt bejahen und sie zugleich mit diesem Vertrauen und dieser Hoffnung konfrontieren – nicht als die Starken, sondern indem wir uns auf die Seite der Schwachen stellen und um unsere eigene Schwachheit wissen. Die Kirche – sie hat heute keine Macht mehr; und das ist gut so. Wir werden als einzelne und als Kirche nur dann gehört, wenn wir uns glaubwürdig und ehrlich für die Menschen einsetzen. Wenn wir uns als Freunde des Lebens für den Erhalt einer gesunden Umwelt einsetzen – nicht von oben, nicht selbstgerecht, sondern solidarisch, im Gespräch mit anderen und im Wissen um die eigene Fehlbarkeit. b. Segen weitergeben
Christen sollen Segen weitergeben. Und wenn wir uns so miteinander auf den Weg machen, dann nicht mit gesenktem Kopf. Wir sollen der Liebe offensiv Raum geben. Dafür brauchen wir Freunde, die Gemeinde und auch die Organisation Kirche. Und wenn uns diese Freiheit und Liebe bei Humanisten, Juden, Muslimen, Buddhisten begegnet, dann können wir uns freuen und sie als Verbündete sehen. II. Gott in einer Welt ohne Gott
1. Wir müssen in neuer Weise von den Erfahrungen mit Gott erzählen
a. Menschen, die ohne Gott aufgewachsen sind, von Gott erzählen
Kurz nach der Wende kam eine Frau, die in der DDR ganz ohne Beziehung zu einer Religion aufgewachsen war, zu mir. „Sie und ihr katholischer Freund wollten heiraten und sich kirchlich trauen lassen. Sie wollte mit mir sprechen, ob sie evangelisch werden könne.“ In den Gesprächen, die wir dann geführt haben, wollte sie wirklich erfassen, was christlicher Glaube bedeutet. All die uns geläufigen Begriffe wie Gott, Jesus Christus, Sünde, Erlösung – das sagte ihr zunächst nichts; ich musste das neu sagen und zwar so, dass es für sie und für unsere Welt existentiell Bedeutung bekam. Aber musste ich das nicht auch im Konfirmandenunterricht, in Seelsorgegesprächen, in Predigten? Dabei erinnerte ich mich an eine sehr beeindruckende Erfahrung. Wir waren zufällig Ende Oktober 1989 bei einem Vetter in Leipzig. Mit ihm sind wir zu einem Montagsgebet gegangen. In einer nicht mehr benutzten, ganz leeren Kirche standen schon eine halbe Stunde vorher die Menschen dicht getrennt. Der Pfarrer erzählte die Geschichte von dem gelähmten Mann[26], der am Teich Bethesda liegt und vierzig Jahre vergeblich darauf wartet, dass ihn jemand in das Wasser trägt, wenn es sich wieder bewegt. Denn dann, so sagte man, würde der Kranke, der rechtzeitig hinkam, in dem Wasser geheilt werden. Jesus sieht den Gelähmten und fragt ihn: „Willst du gesund werden?“ Willst du gesund werden? – Wieso fragt Jesus das? Wir leben vierzig Jahre in der DDR und warten gelähmt darauf, dass uns jemand trägt und ein Wunder geschieht. Wollen wir gesund werden? – Jesus sagt dann: „Steh auf, nimm dein Bett und wandle!“ – Steht auf, geht mit in dem Demonstrationszug um den Leipziger Ring und glaubt an die Freiheit! Glaubt daran, dass ein Wunder geschehen kann! Aber keine Gewalt, lasst euch nicht provozieren, beruhigt die, bei denen die lang ertragene Wut sich Luft machen will! Vierzehn Tage später ist die Mauer gefallen. Die biblische Geschichte hat die Menschen aus ihrem Selbstmitleid gerissen. Sie konnte das, weil sie die Fragen und die Unruhe der Menschen aufgenommen hat. b. Existentielle Auslegung der Bibel
Die Botschaft der Bibel wird von den Menschen verstanden und aufgenommen, wenn sie dabei merken, dass unser Leben und unsere Welt jetzt in ein anderes Licht getaucht werden. Das war es doch auch, warum man Geschichten von Abraham oder die Botschaft der Propheten aufgeschrieben hat, warum Markus oder Lukas ein Evangelium geschrieben hat. Bei der Vorbereitung einer Predigt versuche ich mich in den Schreiber des Bibeltextes hinein zu versetzen. „Geh aus deinem Vaterland … ich will dich segnen und du sollst ein Segen sein.“ Was hat dieser Satz für Abraham bedeutet, für die Menschen, die ihn Jahrhunderte später aufgeschrieben haben? Und ich entdecke: Da werde ich selbst angesprochen: Mach dich im Vertrauen auf! Du bist gesegnet und du sollst Segen weiter geben! Können wir nicht in diesem Geist heute aufbrechen? c. Gott in der Welt, nicht jenseits der Welt
Nun reden die biblischen Texte und vor allem die christlichen Bekenntnisschriften sehr selbstverständlich von Gott – von dem, was Gott gesagt und getan hat, was er tut, tun wird. Es besteht die Gefahr, dass wir damit aus unserem konkreten Leben herausgenommen werden. Wir erheben uns über die Welt, stellen uns neben Gott, versuchen, ihm über die Schulter zu schauen und unsere Welt von oben, von außen zu betrachten: „Gott machte …“, „Gott reute es…“, „Gott sagt …“, „Gott hat seinen Sohn gesandt …“, „Jesus Christus wird wiederkommen, um die Welt zu richten.“ Die Aussagen sind damit nicht falsch. Und vielleicht verstehen wir sie auch richtig. Aber es darf nicht verloren gehen, dass wir nicht über der Welt, sondern in der Welt von Gott angesprochen werden. Es geht um eine neue Perspektive für uns Menschen hier – dass wir die Welt als wunderbar erleben, dass wir uns als Geschöpf inmitten einer großen Schöpfung sehen, dass wir in die Verantwortung für unsere Gemeinschaft und für unsere Welt hineingenommen werden, dass wir auf Barmherzigkeit vertrauen, uns mit dem Unrecht nicht abfinden, dass wir uns von einem Ja zum Leben mitnehmen lassen, das sich gegen alles, was tötet, stellt. Dann braucht und kann man Gott gar nicht unabhängig von der Welt und vom Menschen denken. Und doch tritt uns da ein unbedingter Zuspruch und Anspruch gegenüber, spricht uns von außen an. Da ist ein tiefer Grund in unserem Leben, etwas Heiliges, Größeres, das uns miteinander verbindet, uns unsere Würde gibt aber auch unseren Ort zeigt. Wenn wir so aus dem Blickwinkel von unten von Gottes Reich, von seiner neuen, geheilten Welt hören, von dem Gericht, dann ist das etwas, das unser Leben hier und jetzt bestimmt, indem es den Rahmen über uns und unsere Zeit hinausspannt. So hat Jesus von dem Reich Gottes geredet. Wir brauchen dann nicht über das spekulieren, was über unser Denken und Verstehen hinausgehen. Ob es noch etwas jenseits unserer Erkenntnismöglichkeiten gibt – das darf offen bleiben. Man kann sicher auch in den biblischen Vorstellungen denken. Entscheidend ist nicht unser Weltbild, sondern dass uns die biblische Botschaft hier und jetzt trifft, dass sie uns nicht aus der Welt hinausnimmt, sondern zum Menschen führt. Dann ist das in Ordnung. Und wenn einer nicht mehr in diesen Vorstellung denken kann und sich doch von dieser befreienden Liebe, die sich dem Dunkel entgegenstellt, mitnehmen lässt, dann ist das auch in Ordnung. d. Darf, soll ich nicht einfach naiv glauben?
Ich habe am Anfang der Reihe von meiner Kinderkirchmitarbeiterin Ella erzählt. Sie hat in ihrer Familie einen selbstverständlichen Glauben mitbekommen, der ihr Vertrauen und Orientierung gegeben hat, echt, menschlich und befreiend war. Dahinter stand eine Vorstellungen von dem Gott der Liebe, die sie nicht reflektiert hat und nicht in Frage stellen lassen wollte. Aber die Fragen kamen von außen und sie haben sich in ihr selbst eingenistet. Soll sie nun ihre Kraft dafür aufwenden, diese Fragen abzuwehren, oder kann sie sich auch aus einem inneren Vertrauen, offen damit auseinandersetzen? Wenn Glaube nicht nur ein äußeres Gebäude ist, sondern etwas, was uns in der Tiefe bestimmt, dann brauchen wir keine Angst zu haben, etwas zu verlieren – auch nicht, wenn wir Weltbilder und überlieferte dogmatische Sätze hinterfragen. Ich habe erlebt, dass sich eine ehrliche Auseinandersetzung lohnt. Unser Glaube wird ehrlicher und glaubwürdiger. Dazu möchte ich einladen. Wir dürfen fragen: Was ist der Kern meines Glaubens? Was steht eher am Rand? Was kann und will ich nicht nachvollziehen? Mir stellt sich die Frage: Geht es darum, sich von dem Erbarmen Gottes mitnehmen zu lassen, der Ehrfurcht vor dem Leben, einer tiefen Dankbarkeit Raum zu geben, Gott bei den Menschen, die mich brauchen, zu sehen? Oder geht es darum, dass ich mich auf ein Jüngstes Gericht einstelle, vor dem ich bestehen muss? Jesus erzählt von diesem Gericht. Aber er lenkt dabei unseren Blick gerade davon weg, auf das Jenseits zu schielen. Auf die erstaunte Frage der Erlösten, womit sie das verdient hätten, heißt die Antwort: „Was ihr einem meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.“[27] Es geht darum, wie ihr heute aus dem Herzen menschlich sein könnt. Es wird manchmal gesagt, dass das Entscheidende am Christentum der Glaube an die Auferstehung der Toten und das Ewige Leben sei. Aber das kann doch nicht die Grundlage sein, die uns zum Mitmenschen führt. Und das soll uns nicht aus dem Leben jetzt herausführen, in dem wir uns beschenken lassen dürfen, lieben können und vielleicht auch in einem tiefen Vertrauen dem Leiden entgegentreten können. Für manche Menschen mag die Hoffnung auf ein Weiterleben nach dem Tod tröstlich sein, auch wenn sie damit einfach verbinden, dass sie in eine tiefe Geborgenheit aufgenommen werden. Für andere ist das keine Hilfe. Mir reicht der Satz Jesu am Kreuz: „Vater in deine Hände befehle ich meinen Geist.“[28] Da kann es offen bleiben, was und ob etwas nach dem Tod auf mich zukommt. 2. Gedanken von Frau Gunda Schneider-Flume
a. Die konkrete Geschichte Gottes erzählen
17 Jahre nach dem Fall der Mauer: Frau Gunda Schneider-Flume, Theologieprofessorin erst in Heidelberg, dann in Jena und in Leipzig schreibt ein Buch mit dem Titel »Glaube in einer säkularen Welt«. Darin fragt sie: „Wie aber ruft man in einer Umgebung, in der es „normal“ ist, weder christlich noch atheistisch zu sein, Gott in Erinnerung?“[29] Ihre Antwort: Wir sollen nicht über Gott spekulieren. Es geht nicht um korrekte Glaubenssätze. Wir können vielmehr einfach von Gott erzählen – die konkrete Geschichte Gottes erzählen, wie wir sie in der Bibel finden. Wir mit unserem modernen Selbstverständnis – diese Geschichten können uns ein neues Verständnis von uns selbst erschließen. Wir können uns durch diese Geschichten von Gott ansprechen lassen. Das kann uns von dem Zwang entlasten, unser Leben ständig selbst zu begründen.[30] Unser Selbst wird mit diesen Geschichten ausgeweitet. Indem man sich von ihnen mitnehmen lässt, wird man davor bewahrt, auf sich selbst reduziert zu werden oder sich ins Unendliche aufzublähen. b. Die Bewegung der Barmherzigkeit
„Der Grund des Glaubens“, schreibt Frau Schneider-Flume, „ist die Bewegung Gottes bis zum tiefsten Punkt menschlicher Existenz und Wirklichkeit“. Es ist die Bewegung des Erbarmens. Dieses Erbarmen durchbricht die Verlorenheit und Erstarrung.[31] Diese Bewegung des Erbarmens – sie ist bei Jesus Christus konkret geworden. Erbarmen, Nähe, Wohlwollen – da können wir uns als ganz erleben. Und das macht es möglich, dass wir uns selbst auch mit allen Brüche annehmen.[32] Dieser Gedanke des Erbarmens, so die Erfahrung von Frau Schneider-Flume, kann auch die Menschen ansprechen, die mit Gott zunächst einfach nichts verbinden. c. Die verschiedenen Dimensionen des Lebens miteinander ins Gespräch bringen.
Ebenfalls in diesem Buch macht Frau Gunda Schneider-Flume deutlich: Wenn wir nun die Welt im Lichte der Geschichte Gottes wahrnehmen, erkennen wir, dass das Leben mehr Dimensionen hat: Wir sehen es aus der Perspektive des aktiven Menschen, aus der Perspektive des Leidenden. Wir sehen es aus den Erfahrungen, die wir gemacht haben, gute und schwere. Wir sehen es auch im Spiegel der erwarteten und befürchteten Zukunft. Und hinter, über dem allen sehen wir das Leben und unsere Welt in dem Licht der Barmherzigkeit Gottes. Barmherzigkeit Gottes – das ist ja nicht ein starres Bild von Gott, sondern beschreibt Gott als eine Bewegung. Gott wendet sich der Welt, dem Menschen, uns zu. Und er nimmt uns in diese Bewegung der Barmherzigkeit hinein. Als Christen können wir aus dem eindimensionalen Denken ausbrechen. Christentum stellt uns „in viele verschiedene Dimensionen des Lebens zu gleicher Zeit; wir beherbergen gewissermaßen Gott und die ganz Welt in uns.“[33] Vom Glauben reden heißt, verschiedene Dimensionen in der Welt und im Leben und verschiedene Perspektiven auf die Welt wahrzunehmen. Es geht nicht darum, nur eine, nur unsere Dimension gelten zu lassen, sondern die verschieden Dimensionen miteinander ins Gespräch zu bringen und so die Ganzheit zu erfassen. Man darf nicht eine Perspektive absolut zu setzen.[34] Damit nimmt sie einen Gedanken von Bonhoeffer auf. Diesen Gedanken erlebe das als neuen Ansatz: Unsere Aufgabe als Christen ist es nicht, anderen Menschen Glaubenswahrheiten zu verkünden. Es geht vielmehr darum, ein Gespräch in Gang zu bringen, ein Gespräch zwischen den verschiedenen Dimensionen, in denen wir leben, zwischen der rationalen Welterfassung, der Realität unseres Wirtschaftssystems, der Sorge um das eigene Leben, der Sorge um andere Menschen und um unsere Welt und eben auch dieser Bewegung der Barmherzigkeit, dem Geist einer Liebe, die ihre Stärke am Kreuz zeigt. Das ist es doch, was wir brauchen: Ein breites, ehrliches Gespräch, ein öffentlicher Diskurs, in dem die gemeinsame Grundlage unseres Lebens und unserer Gemeinschaft immer wieder lebendig erneuert wird. Dazu können wir beitragen. III. Die Wirklichkeit Gottes
1. Elia: Gottesoffenbarung am Horeb[35]
Elia hat für Gott geeifert. Er hat an einen Gott geglaubt, der durch Wunder seine Macht offenbart. Er hat gemeint mit dem Schwert die Verehrung seines Gottes durchsetzen zu müssen. Elia scheitert. Er geht in die Wüste, möchte nicht mehr leben. Aber Gott lässt ihn nicht los und führt ihn zu dem Berg Horeb. Dort will sich Gott ihm offenbaren und an ihm vorübergehen. Es kommt ein Sturm; aber Gott war nicht in dem Sturm. Ein Erdbeben, aber Gott war nicht in dem Erdbeben. Ein Feuer, aber Gott war nicht in dem Feuer. Und schließlich ein stilles, sanftes Sausen. Da verhüllt Elia sein Gesicht, tritt aus seiner Höhle und redet mit Gott. Und Gott gibt ihm einen neuen Auftrag. Gott geht in dem stillen, sanften Sausen an Elia vorüber. Das ist ein Bild. Gott ist nicht das Sausen. Wichtig ist, was Elia deutlich wird: Er muss nicht mehr der überlegene Prophet sein, der für seinen Gott eifert, sondern er soll sich aufmachen und im Namen Gottes einen neuen Mann zum König salben. Es geht nicht mehr um ihn und seine Vorstellung von einem mächtigen Gott, sondern es geht um einen neuen Anfang in der Welt. Gott nimmt ihn mit auf den Weg, stärkt ihn, schickt ihn in die Welt. Wo Gott begegnet, wird der Mensch in eine Bewegung hineingenommen. Gott selbst – Elia muss sein Gesicht verhüllen – Gott selbst bleibt verborgen. Einen Gott, den wir beschreiben können wie einen Gegenstand – diesen Gott gibt es nicht. 2. Gottes Wirklichkeit denken
Aber müssen wir nicht doch fragen, ob es denn Gott wirklich gibt? Ein Gott, der wirklich ist, muss wirken, muss etwas in unserem Leben und in unserer Welt bedeuten. Das geschieht, wenn wir Gott als ein Gegenüber sehen, das uns miteinander und mit der Welt verbindet. Ein Gegenüber für unsere Freude am Leben, unsere Dankbarkeit, dem gegenüber wir unsere Sorgen, unsere Ohnmacht, unser Leid ausdrücken können. Ein Gegenüber, das uns mit seinem Ja anspricht und mitnimmt, in den Strom des Segens hineinnimmt, uns in Frage stellt, vielleicht auch in den Weg tritt, uns in unserer Welt einen Auftrag gibt. Davon wollen die biblischen Geschichten reden und uns damit unmittelbar ansprechen. Da haben wir zu Gott eine personale Beziehung, auch wenn wir uns Gott nicht als ein Superwesen jenseits unserer Welt vorstellen. Wir sollten nicht sagen „Gott ist“, sondern „Gott geschieht“. Wenn wir so von Gott reden, werden wir nicht aus unserer Wirklichkeit herausgenommen, sondern von Gott fällt ein neues Licht auf unser Leben, auf unsere Welt – das Licht der Barmherzigkeit, die Liebe. Mit Gott wird uns eine andere Dimension unserer Wirklichkeit eröffnet, in der wir uns selbst, dem anderen Menschen neu begegnen. Wir werden in eine Bewegung hineingenommen, in die Bewegung Gottes zu den Menschen, in die Bewegung der Barmherzigkeit. Und so werden wir frei. Es geht nicht darum, ob wir gut, erfolgreich, stark sind. Wir dürfen die Liebe, das Ja Gottes für uns aufnehmen und damit frei werden, den anderen Menschen wahrzunehmen. Das ist Gnade. Wir können das Leiden, die Ungerechtigkeit sehen. Wir werden den Mächten unserer Welt ausgeliefert – wie Jesus. Wir werden unsere Ohnmacht erleben. Und wir spüren doch gerade dort in aller Schwäche die Macht der Liebe. Das ist die Botschaft vom Kreuz und der Auferstehung. An diesen Gott können wir auch heute in unserer säkularen Welt glauben; er kann uns für das Leben öffnen. Manchmal sprechen wir auch von Gott und es geht uns dabei doch um uns, dass wir recht haben, dass wir oder unsere Kirche Macht hat. Man kann auch ein Gottesbild haben, das unser Leben oder andere Menschen erstickt. Uns kein Bild von Gott machen, ihn nicht verfügbar machen, festlegen – dem entspricht, dass wir uns auch kein Bild von uns selbst und anderen Menschen machen, sie nicht verfügbar machen, sie nicht festlegen, sondern uns in einem lebendigen Prozess aufeinander einlassen – auch auf unser eigenes Leben. Es gibt Leute, die an einem Geisteswesen jenseits unserer Welt festhalten. Sie sagen: In unserer modernen Naturwissenschaft werden die Grenzen von unserem Verständnis von Raum und Zeit gesprengt. Da kann es doch auch ein Geisteswesen außerhalb der Welt geben, das die Welt geplant hat und sie steuert. Es gibt bedeutende Naturwissenschaftler, die ihre Erkenntnisse zu einer tiefen Achtung und einem Staunen geführt haben, und die unsere Grenzen sehen. Aber gerade das verbietet es, über das zu spekulieren, was sich unserem Wissen entzieht. Der Versuch, Gott im Rahmen von naturwissenschaftlichen Systemen zu denken, macht ihn zu einem Objekt, das wir messen und festlegen können. Die Bibel redet nicht über Gott in naturwissenschaftlicher Vorstellungswelt. Gott begegnet, spricht uns an. Gott existiert nicht, sondern ereignet sich. Wichtiger als Theorien über Gott und darüber, was unsere Wirklichkeit ist und was Gottes Wirklichkeit ist, scheint mir zu sein: Wir sollen danach fragen und uns auch darüber austauschen, in welchem Geist, in welchem Vertrauen wir leben können und was unser Denken und Sein im Inneren aber auch in unserer Gesellschaft bestimmen soll. Wir müssen Gott nicht ergründen. Da kann ein tiefer Grund bleiben, den wir nicht erklären müssen. Manchmal muss man wie Jakob mit Gott ringen: „Ich lasse dich nicht, du segnest mich denn.“[36] D. Einladung zum Gespräch
Literatur: - Albert Schweitzer, Lesebuch, hersg. von Harald Steffahn, Union Verlag Berlin - John A.T.Robinson, Gott ist anders / Honest to God, München 1964 / London 1963 - Dietrich Bonhoeffer, Widerstand und Ergebung, München 1951, hier aus Gütersloher Taschenbücher, Siebenstern 1, 13. Auflg. 1985 - Gunda Schneider-Flume, Glaube in einer säkularen Welt, Leipzig 2006 Die andere schon in seiner Jugend angelegte Grundüberzeugung war: „Ich bin überzeugt, dass der Mensch durch das Denken zum ethischen Verhalten und zur Frömmigkeit geführt wird, weil ich solches an mir selbst erlebt habe.“ Er sagt das in einer Zeit, in der rationales, sachliches Denken eher verpönt war. Vor allem nach dem 1. Weltkrieg neigten viele Kulturkritiker dazu, Leitorientierungen wie Vernunft, Fortschritt und Humanität als trügerisch zu verabschieden und damit das Erbe der Aufklärung. Schweitzer war einer der wenigen, die an den Zielen der Aufklärung festhalten wollte. Wir müssen mit unserem Verstand nach dem tiefsten Grund unseres Seins fragen. Nur das kann als allgemeine Ethik anerkannt werden und Kraft haben. Um ein tragendes Fundament zu finden, müssen wir zum tiefsten Kern des Lebens vordringen. Was ist der tiefste Kern des Lebens? - Albert Schweitzers Erkenntnis: Es ist der Wille zum Leben. „Ausgangspunkt der Überlegungen Schweitzers ist, dass die Welt unerklärlich geheimnisvoll und voller Leid ist. ... Geheimnisvoll ist die Welt vor allem deshalb, weil in ihr sowohl schöpferische Kräfte als auch Zerstörungskräfte am Werk sind: Leben kämpft gegen Leben, ein Leben zerstört das andere. So steht der Wille zum Leben in der Natur in »rätselhafter Selbstentzweiung mit sich selbst«.“ Gegen die Vorstellung, dass es eine vorgegebene ideelle oder materielle Aufwärtsentwicklung gibt, konfrontiert Albert Schweitzer die Menschen mit der Erkenntnis, dass die Welt und das Leben auf ihr sehr widersprüchlich sind. Die Welt bleibt eine rätselhafte Erscheinung. Man kann aus ihr keinen Sinn und keine ethischen Ziele ableiten. Ausgangspunkt kann also nicht irgendeine Weltanschauung sein. Damit wird der Mensch nun auf sich selbst zurückverwiesen. Ausgangspunkt ist die eigene Lebensanschauung. „Wir müssen die Natur verstehen lernen aus unserem eignen Selbst, nicht unser eignes Selbst aus der Natur.“ Diesen Satz hatte Schopenhauer aufgeschrieben. Schweitzer konnte daran anknüpfen. Damit, dass wir den Willen zum Leben in uns selbst erleben, haben wir doch keine umfassende Welterkenntnis. Albert Schweitzer weiß, dass die Welt für den Menschen immer rätselhaft bleibt. Es ist uns nicht möglich, den Sinn des Ganzen zu verstehen. Aber diese letzte Erkenntnis ist für Albert Schweitzer zugleich ein mystisches Erlebnis. Und zwar ist es nicht etwa so, dass am Anfang dieses Erlebnis steht und er dann darauf seine Gedanken aufbaut. Das wäre dann auch nur eine individuelle Erleuchtung. Albert Schweitzer ist vielmehr auf dem Weg des Denkens, auf dem er die Menschen mitnehmen will, zu dieser letzten Grundlage gekommen, die zugleich Begegnung mit dem Absoluten ist. Denken und mystisches Erkennen fallen ineinander. Was ist nun diese mystische Erkenntnis? Wenn der menschliche Wille zum Leben mit dem unendlichen göttlichen Willen eins wird, dann bedeutet das Frieden und höchstes Glück. Dieses »Sein in Gott«, diese Gemeinschaft des Willens ist für Schweitzer kein passiver Zustand. Das Sein in Gott kann sich nur verwirklichen, indem wir uns praktisch in der Welt für das Leben einsetzen. Albert Schweitzer beschreibt, wie er Ende des Sommers 1915 den Ogowefluß auf einem alten Dampfer 200 km bergauf fahren musste, um zu der erkrankten Frau eines Missionars zu gelangen, Während er auf dem Boot versuchte über eine neue Kultur nachzudenken und Seite um Seite beschrieb, spürte er, wie er doch kaum einen vernünftigen Satz zusammen brachte, weil Müdigkeit und Ratlosigkeit sein Denken lähmten. „Am Abend des dritten Tages, als wir uns beim Sonnenuntergang in der Nähe des Dorfes Igendja befanden, mußten wir (an) einer Insel in dem über einen Kilometer breiten Fluss entlangfahren. Auf einer Sandbank, zur linken, wanderten vier Nilpferde mit ihren Jungen in derselben Richtung wie wir. Da kam ich, in meiner großen Müdigkeit und Verzagtheit plötzlich auf das Wort „Ehrfurcht vor dem Leben“, das ich, so viel ich weiß, nie gehört und nie gelesen hatte. Alsbald begriff ich, daß es die Lösung des Problems, mit dem ich mich abquälte, in sich trug. Es ging mir auf, daß die Ethik, die nur mit unserem Verhältnis zu den andern Menschen zu tun hat, unvollständig ist und darum nicht die völlige Energie besitzen kann. Solches vermag nur die Ethik der Ehrfurcht vor dem Leben.“ Ehrfurcht ist etwas, was den Menschen in Gedanken nicht mehr losläßt. Sie bedeutet für den Menschen: „Er fragt nicht, inwiefern dieses oder jenes Leben als wertvoll Anteilnahme verdient, und auch nicht, ob und inwieweit es noch empfindungsfähig ist. Das Leben als solches ist ihm heilig Albert Schweitzer hat seine Erkenntnis vor allem in Predigten entwickelt. Weil er aber über die christliche Gemeinde hinaus Menschen ansprechen möchte, verwendet er lieber den Begriff „Ehrfurcht“ anstelle des Wortes „Liebe“. Er schreibt: „Die Ethik von der Ehrfurcht vor dem Leben ist nichts anderes als das Gebot der Liebe Jesu vom Wege des Denkens aus erreicht; Religion und Denken begegnen sich in der Mystik ...“, in der wir uns mit Gott in Liebe verbunden erleben. Die Ethik der Ehrfurcht entspricht also der christlichen Ethik von der Liebe, sie ist allerdings in Universelle erweitert ist. [2] Albert Schweitzer, Lesebuch, Hrsg. von Harald Steffahn, Union Verlag Berlin, S 48 aus<. Aus meiner Kindheit und Jugendzeit, 1924 [3] Wie wir überleben können, S 40, aus: Aus meinem Leben und Denken, Felix Meiner Verlag, Hamburg, S 162-179, Grundzüge meines Denkens [4] Wie wir überleben können, S 51, Die Entstehung meiner Lehre von der Ehrfurcht vor dem Leben [5] Wie wir überleben können, S 18, Vorwort Schweitzer wendet sich gegen eine Mystik die eine von der Welt abgehobene Vereinigung mit dem Absoluten sucht. Das zu Ende gedachte und dann in Mystik übergehende Denken mündet bei ihm nicht in eine Vereinigung mit Gott, sondern bleibt auf diesseitsimmanente Gegebenheit bezogen. „Weil dass Leben letzter Gegenstand unseres Wissens ist, wird das letzte Wissen notwendigerweise denkendes Erleben des Lebens.“ (GW 2, 83) Überwindung des Fremdseins, Verbundenheit, eine den ganzen Menschen erfassende Beziehung - dies macht für Schweitzer das mystische Denkerlebnis aus, und des kann nur im Hinblick auf „das in Einzelwesen in Erscheinung tretende Sein“ gelingen (GW 2, 372f). „Wahre Philosophie muss von der unmittelbarsten und umfassendsten Tatsache des Bewußtseins ausgehen. Die lautet: Ich bin Leben, das leben will, inmitten von Leben, das leben will.’ Dies ist nicht ein ausgeklügelter Satz. Tag für Tag, Stunde für Sunde wandle ich in ihm. In jedem Augenblick der Besinnung steht er neue vor mir. Wie aus nie verdorrender Wurzel schlägt fort und fort lebendige, auf alle Tatsachen des Seins eingehende Welt- und Lebensanschauung aus ihm aus. Mystik, ethischen Einswerdens mit dem Sein wächst aus ihm hervor.“ (GW 2, 377) Für Schweitzer bleibt Jesus ein historisch Fremder, ein Kind der spätjüdischen Religiosität seiner Zeit und entzieht sich damit der Aktualisierung. Doch auf die historische Annäherung kommt es auch gar nicht an, vielmehr auf das „Verstehen von Wille zu Wille (GW 3, 883) Nicht das Leben Jesu, sondern seine geistig-sittliche Autorität bildet also das Fundament der denkenden Religiosität, und es kommt für Schweitzer alles darauf an, dass sie im Vorstellungsmaterial der jeweiligen Zeit als das befeuernde Element wirkt. „Die Ethik von der Ehrfurcht vor dem Leben ist die ins Universelle erweiterte Ethik der Liebe.. Sie ist die als denknotwendig erkannte Ethik Jesu.“ (GW 1, 241) Was ist nun diese mystische Erkenntnis? Wenn der menschliche Wille zum Leben mit dem unendlichen göttlichen Willen eins wird, dann bedeutet das Frieden und höchstes Glück. Dieses »Sein in Gott«, diese Gemeinschaft des Willens ist für Schweitzer kein passiver Zustand. Das Sein in Gott kann sich nur verwirklichen, indem wir uns praktisch in der Welt für das Leben einsetzen. Wir können dabei nicht mit Gott einswerden. Aber die Liebe zu Gott führt den Menschen immer zur Liebe gegenüber den Mitmenschen und der Schöpfung überhaupt. Dabei werden wir aufmerksam, dass wir in allen Erscheinungen sehen, wie der gleiche Wille zum Leben, der gleiche Wille Gottes tätig ist, und dass wir darin eine tiefe Verbindung spüren. „In allem findest du dich wieder. Der Käfer, der tot am Wege liegt - er war etwas, das lebte, um sein Dasein rang wie du, an der Sonne sich erfreute wie du, Angst und Schmerzen kannte wie du, und nun nichts mehr ist als verwesende Materie - wie du über kurz oder lang sein wirst.“[5] Wir schließen das Leben um uns herum mit ein; so wird das eigene Leben mit dem anderen verbunden. Der eigene Lebensbereich wird erweitert. Wir sind nicht mehr isolierte, fremde Wesen in einer geheimnisvollen und leidvollen Welt. Der Wille zum Leben - das war zunächst ja noch die zerrissene Welt, die von Isolierung und grausigem Egoismus geprägt und mit sich selbst entzweit ist. In der Ehrfurcht vor dem Leben werden die Isolierung, der Egoismus und damit die Selbstentzweiung aufgehoben. Damit hat er eine Antwort auch auf die Frage gefunden, die ihn seit seiner Jugend beschäftigt hat, wie er die Erfahrung des Leidens und das erlebt Glück zusammenbringen kann. [6] Der Psychoanalytiker Erich Fromm hat die Existenzweise des Habens die Existenzweise des Seins gegenübergestellt. Sein: Dass wir zu uns selbst und zum anderen Menschen, zu unserer Umwelt, zu dem, was wir tun, in einer inneren Beziehung leben. Er knüpft dabei an die Bibel an – an die Abrahamgeschichte: „Verlasse, was du hast, … sei!“, an den Auszug aus Ägypten: „Wären wir doch in Ägypten gestorben, als wir an den Fleischtöpfen saßen …“, an den Sabbat, in dem es nicht darum geht, physische und psychische Anstrengung zu vermeiden, sondern um die „Wiederherstellung vollständiger Harmonie zwischen den Menschen und zwischen Mensch und Natur“ geht. Und er nimmt auf die Bergpredigt Bezug: „Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon“ [7] Ps 31,16a [8] Ps 31,9b [9] Psalm 103,2 [10] Gebet eines westafrikanischen Christen Herr, ich werfe meine Freude wie Vögel an den Himmel. [11] Duisburg, [12] Daniel Barenboim: Zusammen mit dem palästinensischen Literaturwissenschaftler Edward Said setzte er sich durch gemeinsame Konzerte jüdischer und arabischer Musiker im Rahmen des von den beiden 1999 begründeten West-Eastern Divan Orchestra sehr für eine Annäherung der verfeindeten Volksgruppen im Nahostkonflikt ein. Das Orchester setzt sich aus jungen Musikern aus Israel, den palästinensischen Autonomiegebieten, Libanon, Ägypten, Syrien, Jordanien und Spanien zusammen. Im August 2005 spielte das Orchester ein viel beachtetes Konzert in Ramallah, das in vielen Ländern live im Fernsehen übertragen wurde. [13] Lk 10,25-37 [14] (Wikepedia) Paul Johannes Tillich (1886-1965) war ein deutscher und später US-amerikanischerprotestantischer Theologe (Dogmatiker) und Religionsphilosoph. Er gehört zusammen mit Karl Barth, Dietrich Bonhoeffer, Rudolf Bultmann und Karl Rahner zu den bedeutendsten deutschen Theologen aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Seine Emigration im Jahr 1933 in die USA und sein Wirken an der Harvard University und der University of Chicago begründeten seinen weltweiten Ruf. „Der Name dieser unendlichen Tiefe und dieses unerschöpflichen Grundes des Seins ist Gott. … Und wenn das Wort für euch nicht viel Bedeutung besitzt, so übersetzt es und sprecht von der Tiefe in eurem Leben, vom Ursprung des Seins, von dem, was euch unbedingt angeht, von dem, was ihr ohne Vorbehalt ernst nehmt.“ Paul Tillich, In der Tiefe ist Wahrheit, Religiöse Reden I, S. 64f [15] Mt. 6,19-24 [16] Wikepedia, Religionsloses Christentum: Mit Religion als Rückzug auf Innerlichkeit verbunden waren für ihn die Momente der Meta-Physik als Fortsetzung der Welt und die Aufspaltung der Wirklichkeit in Teilbereiche, von denen Religion als nur einer angesehen werde. „Religiöses Apriori“ meint eine „als anthropologische Konstante verstandene Fähigkeit und Bereitschaft des Menschen [...], der absoluten Wahrheit eines transzendenten Gottes innezuwerden.“ Dietrich Bonhoeffer ging von der Frage aus, wie das Evangelium in einer durch die Aufklärung mündig gewordenen Welt so an den autonomen Menschen verkündigt werden könne, dass dieser intellektuell redlich im christlichen Glauben leben kann: „Was mich unablässig bewegt, ist die Frage, was das Christentum oder auch wer Christus heute für uns eigentlich ist.“ Bonhoeffer betonte die Diesseitigkeit des christlichen Gottes durch die Anwesenheit Jesu Christi in der Welt. Die Welt ist „Hülle Gottes“, und es lässt sich nur weltlich, nicht an dem Mensch gewordenen Christus vorbei von Gott reden. Als Zentrum christlicher Glaubenspraxis betrachtete er die Nachfolge Jesu durch ein Leben, das sich auf den Nächsten hin ausrichtet. Er stellte tiefgreifende Forderungen an die christliche Kirche, die das Wort Gottes weniger durch Worte als vielmehr durch menschliches Vorbild verkündigen solle: „Die Kirche ist nur Kirche, wenn sie für andere da ist.“ Als ersten Schritt hierzu solle sie alles Eigentum an Notleidende verschenken. Pfarrer sollten ihren Lebensunterhalt durch freiwillige Spenden ihrer Gemeinde oder einen weltlichen Beruf bestreiten. Inkarnation und Tod Christi führten Bonhoeffer zum Gedanken eines an der Welt leidenden Gottes, der den Menschen zur Anteilnahme auffordere. Menschen gehen zu Gott in ihrer Not, flehen um Hilfe, bitten um Glück und Brot, um Errettung aus Krankheit, Schuld und Tod. So tun sie alle, Christen und Heiden. Menschen gehen zu Gott in Seiner Not, finden ihn arm, geschmäht, ohne Obdach und Brot, sehn ihn verschlungen von Sünde, Schwachheit und Tod. Christen stehen bei Gott in Seinen Leiden. Gott geht zu allen Menschen in ihrer Not, sättigt den Leib und die Seele mit Seinem Brot, stirbt für Christen und Heiden den Kreuzestod, und vergibt ihnen beiden. Dieses Gedicht reflektiert eine mystische Erfahrung, die in einer historischen Situation extremer Unmenschlichkeit entstanden ist. In seinem Brief vom „[…] – und ich möchte von Gott nicht an den Grenzen, sondern in der Mitte, nicht in den Schwächen, sondern in der Kraft, nicht also bei Tod und Schuld, sondern im Leben und im Guten des Menschen sprechen. An den Grenzen scheint es mir besser, zu schweigen und das Unlösbare ungelöst zu lassen. Der Auferstehungsglaube ist nicht die »Lösung« des Todesproblems. Das »Jenseits« Gottes ist nicht das Jenseits unseres Erkenntnisvermögens! Die erkenntnistheoretische Transzendenz hat mit der Transzendenz Gottes nichts zu tun. Gott ist mitten in unserem Leben jenseitig.“ Bonhoeffer stellt die Theodizeefrage nicht abstrakt. Leiden und Tod lösen sich nicht in einer weisen und notwendigen Fügung Gottes auf, sondern behalten ihre harte, oft widersinnige und verzweifeln machende Wirklichkeit. Im Tod Jesu zeigt sich jedoch das „Versprechen der Wirklichkeit Gottes, die auch im Leid nicht zerschellt.“ Dessen konkrete Erfahrung sowie die Solidarität anderer können zur Freiheit führen, das Leben zu lieben, aber den Tod anzunehmen. Bereits in einem Brief vom „Wenn man völlig darauf verzichtet hat, aus sich selbst etwas zu machen – sei es einen Heiligen oder einen bekehrten Sünder oder einen Kirchenmann (eine so genannte priesterliche Gestalt), einen Gerechten oder einen Ungerechten, einen Kranken oder Gesunden – und dies nenne ich Diesseitigkeit, nämlich in der Fülle der Aufgaben, Fragen, Erfolge und Misserfolge, Erfahrungen und Ratlosigkeiten leben, – dann wirft man sich Gott ganz in die Arme, dann nimmt man nicht mehr die eigenen Leiden, sondern das Leiden Gottes in der Welt ernst, dann wacht man mit Christus in Gethsemane, und ich denke, das ist Glaube, das ist metanoia und so wird man ein Mensch, ein Christ.“ Den Bezug der Theologie auf Diesseitigkeit und konkretes Handeln radikalisiert Bonhoeffer in der Haft in Tegel, zum ersten Mal dokumentiert in einem Brief an Eberhard Bethge vom Glauben an Gott gibt es, so Bonhoeffer, nur im Diesseits. Der pure „Jenseits-Gott“ ist das Wesenskonstitutive der „Religion“. Die Bedeutung einer solchen Religion sieht er in seiner Zeit dramatisch schwinden und analysiert, die Zeit der Innerlichkeit, des Gewissens und der klassischen Metaphysik sei vorbei. Er beobachtet auch bei seinen Mitgefangenen, dass der Krieg im Gegensatz zu früheren keine große religiöse Reaktion hervorgerufen hat, den autonomen Menschen lehrt selbst Not nicht mehr beten. Allgemein habe es die Geschichte der Wissenschaft und menschlicher Emanzipation unredlich werden lassen, Gott als Lückenbüßer an den Grenzen der Erkenntnis, in menschlicher (aufzudeckender) Schwäche oder Sünde zu sehen. Bonhoeffer kritisiert es, diese Grenzen auszunutzen, um ängstlich Raum für Gott auszusparen. Ein solcher Gottesbegriff ist für den mündigen Menschen sinnlos geworden, und selbst Tod und Sünde sind keine echten Grenzen mehr bzw. diese werden nicht verstanden Gegen eine solche defensive Haltung innerhalb der Kirchen setzt Bonhoeffer auf die zentrale Botschaft des Evangeliums und die Kraft des Glaubens, den er in der Tradition Karl Barths[65] von Religion abgrenzt. „Gott ist mitten in unserem Leben jenseitig. Die Kirche steht nicht dort, wo das menschliche Vermögen versagt, an den Grenzen, sondern mitten im Dorf.“[66] Dies sieht er auch als eine Rückbesinnung auf das Alte Testament, auf den Glauben an einen Gott, der sich in der Geschichte und in einer Gemeinschaft zeigt. Seine Antwort auf die Säkularisierung ist eine „gemeinschaftszentrierte, pietistische, persönliche Disziplin“.[3] Er steht in der Tradition der Frömmigkeit und Ethik seines familiären Umfelds. Seine Aufforderung zu einem religionslosen Christentum ist ein Versuch, christliches Reden und Handeln in Übereinstimmung zu bringen. Er sieht die Möglichkeit, religionslos und weltlich von Gott, Kirche, Gottesdienst oder Gebet zu sprechen, konnte jedoch nicht mehr ausarbeiten, wie eine solche neue Sprache und Praxis des Glaubens konkret werden könnte. Nach dem Zweiten Weltkrieg lösten diese Gedanken heftige Kontroversen aus, bis hin zum Entstehen einer Gott-ist-tot-Theologie. Heute gelten Bonhoeffers Prognosen vom Absterben der Religion – insbesondere im weltweiten Maßstab – teils als überholt, teils als unverstandener und uneingelöster Anspruch an Kirchen und Gesellschaft. [17] Wikepedia, Bonhoeffer: Einem Brief vom „Von guten Mächten treu und still umgeben, Dieses persönlich-biografische Gedicht bezog sich auch auf seine eigene Situation als Gefangener und die seiner Familie vor dem unausgesprochenen Hintergrund der NS-Herrschaft und des Krieges. Sein Bruder Klaus sowie die Schwager Hans von Dohnanyi und Rüdiger Schleicher waren inhaftiert, Bruder Walter war gefallen, seine Zwillingsschwester Sabine war mit ihrem jüdischen Mann Gerhard Leibholz ins Ausland gegangen. So schrieb Bonhoeffer in einem Begleitbrief zum Gedichttext an seine Verlobte: „So habe ich mich noch keinen Augenblick allein und verlassen gefühlt. Du und die Eltern, Ihr alle, die Freunde und Schüler im Feld, Ihr seid immer ganz gegenwärtig. […] Wenn es im alten Kinderlied von den Engeln heißt: zweie, die mich decken, zweie, die mich wecken, so ist diese Bewahrung am Abend und am Morgen durch gute unsichtbare Mächte etwas, was wir Erwachsene heute nicht weniger brauchen als die Kinder.“ [18] An den Wochenenden zog Bonhoeffer zum Meditieren und Diskutieren mit seinen Studenten häufig in eine märkische Jugendherberge und kaufte 1932 eigens dafür eine Hütte in Biesenthal am Rand Berlins. Aus diesem zwanglosen „Bonhoefferkreis“ junger Theologen gingen enge Freundschaften und ab 1933 Mitstreiter im Kirchenkampf und ökumenische Delegationen hervor. [19] Widerstand und Ergebung S 160 [20] Widerstand und Ergebung S 132 [21] Deismus – Kant – Schleiermacher [22] Widerstand und Ergebung, S 177f [23] Widerstand und Ergebung, S 182 [24] Widerstand und Ergebung, S 135 [25] Widerstand und Ergebung, S 183 [26] Joh. 5, 1-18 [27] Mt 25, 31-46 [28] Ps 31,6; Lk 23,46 [29] Schneider-Flume, Glaube in einer säkularen Welt, Leipzig 2006, Vorwort S 7 [30] ebd. S 14 [31] ebd. S 17 [32] ebd. S 20 [33] Widerstand und Ergebung, S 154, Brief vom [34] Schneider-Flume S 67 [35] 1. Kg 19,1-18 [36] 1. Mose 32, 23-33
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